Classic Remise Berlin

Es hätte auch ein Spätschichtvormittag nach Schema F werden können:

Kind in der Kita, ich auf der Couch, Netflix and chill bis ich zur Arbeit los muss.

Aber heute nicht.

Mir steht der Sinn nach etwas Extravaganz und einer gewissen automobilen joie de vivre.

Welch ein Glück, dass die Berliner Classic Remise mit dem Auto nur ca. eine nervige Radiomoderation und einen furchtbaren Song der aktuellen Popmusik von meiner Arbeitsstätte entfernt liegt. Somit ja quasi auf dem Weg.

Von Außen ein sehr gepflegter, aber doch relativ unscheinbarer industrieller Backsteinbau aus dem letzten (oder vorletzten?) Jahrhundert beherbergt die Berliner Classic Remise sowohl 88 verglaste Stellplätze für private Mieter, als auch Gewerbeflächen für Automobilhändler der exquisiteren Art und auf Oldtimer spezialisierte Werkstätten.

Aber auch wenn man, wie ich, nur Autos besitzt, die zusammen drei fuffzich wert sind, lohnt sich ein Besuch eigentlich immer. Allein schon weil der Eintritt völlig kostenlos ist und sich das Inventar durch die vertretenen Händler, Werkstätten und Mieter regelmäßig ändert.

Ich bringe meistens schon eine gute halbe Stunde auf dem Vorhof bzw. Besucherparkplatz zu.

Denn schon hier wird man von einem buntem Potpourri an sehenswerten Kraftdroschken empfangen.

Ein aus Russland angereister Evo VI Tommi Makkinen Edition neben einem Peugeot 504 Cabriolet mit französischen Kennzeichen? Ja ja kenn ick, kenn ick. Allet schon jesehen.

Einige sind Besucher- andere Kunden- oder Mitarbeiterfahrzeuge.

Langweilig kann das eigentlich nicht werden.

Aber auch „Projektfahrzeuge“ der ansässigen Werkstätten stehen hier.

Wobei der kleine Fiat 126 wohl eher in die Kategorie Parts Car fällt.

Auch dieses Exemplar italienischer Autobauerkunst – Maserati Quattroporte III – würde ich unter Kategorie Projekt einstufen.

Ist auch käuflich zu erwerben, falls jemand Interesse hat.

Airbagging low, entsprechende Felgen und ein Taxischild aufs Dach. Patina bleibt.

Essen Motor Show 2018?

Bitte. Irgendwer.

Dahinter befindet sich eine schon umgesetzte Idee.

Mich würde interessieren, ob sowas noch als Renn-Replika läuft oder mittlerweile schon als Outlaw-Mercedes.

Wie sich im Gebäude herausstellt, macht sich ein Dienstag Vormitag ganz gut, um ihn hier zu verplämpern.

Kaum Besucher da, die einem mit ihrem „Fachgesimpel“ auf die Ketten gehen.

So sieht also der Ruhestall von ehemaligen italienischen Superhengsten aus.

Ich denke, man kann es schlimmer treffen als Auto.

Wenn ich mir jetzt nochmal den Inhalt dieser Glasboxen vergegenwärtige, frage ich mich, was wohl eine Gebäudeversicherung für dieses Etablissement kostet.

Ja, man kann schon sagen, dass relativ viele Autos aus bella Italia anwesend sind.

Solche aus Modena in beeindruckender Zahl.

Und viele kann man sogar kaufen.

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So spaghetti- und pizzalastig die Auswahl am Buffet auch scheinen mag, es gibt auch durchaus abwechslungsreichere Kost.

Burger mit Fritten, Fleisch mit Minzsauce und natürlich Maultaschen.

Allet da.

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Sogar etwas Sushi ist in der Auslage.

Dieser 2001er MX-5, ein Memories Sondermodell, hat erst 37500 km runter und genau so sieht er auch aus.

Leider die kleine Maschine und keine Info, ob ein Sperrdiff verbaut ist.

Aber absolut zeitlose Farbkombination. British Racing Green – Beige mit Nardilenkrad.

Träumchen.

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Mein Zwölfjähriges Ich wäre ausgeflippt.

Mittlerweile würde ich aber eher zu dem originalen Modell tendieren.

Aber wo wir schon bei 60-Sekunden-Autos sind…

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Falls jemand das dringende Bedürfnis verspürt ein Remake des Films zu machen, der ja immerhin auch schon wieder 17 Jahre auf dem Buckel hat, könnte hier Ellen, Stacey, Eleanor, Tina, Erin und Angelina ohne Probleme casten.

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Auch das ein oder andere Bondgirl verweilt hier.

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Nach Filmlegenden kommen wir zu einer Rallyelegende.

Hier, für den Schnäppchenpreis von 475.000 Euro, steht er also.

Einer von 220 gebauten Audi Sport Quattro. Wobei nur 170 Exemplare in den freien Verkauf gingen.

Dieses Ersthandfahrzeug (ja ganz richtig!) wurde 1985 in Rosenheim ausgeliefert und ist selbstredend scheckheftgepflegt seitdem.

Schade nur, dass so ein fast 500.000 Euro-Koffer nicht mal an so einem Ort vor jugendlichen Vandalen geschützt ist.

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Eine der bereits erwähnten spezialisierten Werkstätten ist Musclecarforyou.com

Macht auf mich einen vernünftigen Eindruck.

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Der originale Bullitt-Mustang wurde im Zuge einer Ford Auto Show in Detroit und dem 50-jährigen Jubiläum des Films Anfang Januar der Öffentlichkeit präsentiert, nachdem er Jahrzehnte in einer Garage in New Jersey stand.

Hätte ich das nicht zufällig – so zufällig auch nicht, ich lese ständig Autokram – ein paar Tage zuvor im Netz gelesen, ich hätte gedacht ich stünde vor besagtem Auto.

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You keep telling me, I keep ignoring it.

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Ein Auto dessen Existenz mir hingegen gänzlich unbekannt war, ist der Monterverdi 375 L high speed, seine Präsenz hat mich allerdings fasziniert.

Auch wegen der beeindruckenden Mittelkonsole.

375 SAE PS aus 7,2 Litern Hubraum. Amerikanischer Motor mit italienischem Design war ja durchaus gängig in den 60er und 70er Jahren.

Im Fall dieses Monteverdi Modells allerdings nur in einer Stückzahl von 56 Exemplaren.

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Ich würde sagen, Vorkriegsautos liegen im Allgemeinen nicht im Interesse der Used4-Leser. In meinem auch nicht so sehr, um ehrlich zu sein. Aber dieser Ford Model A und und das 1940er Buick Special Convertible machten allein schon aufgrund ihres Zustandes Eindruck.

Und aus so einem Model A sind bekannter Maßen diverse Hot Rods entstanden.

Sozusagen die Grand Daddys der heutigen Szene. Ein bisschen Respekt vor den Älteren schadet nie.

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Zurück in diesem Jahrtausend.

Mein Traumwagen ist mir also selbst um ein Vielfaches verkleinert zu teuer.

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…und lecker!

Aber ob das gute Wittler-Brot auch an seinem Bestimmungsort ankam, bevor es trocken wurde? Mit den brachialen 11 PS des Lkw bleibt das fragwürdig.

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Erwähnte ich die Ferraris?

Ich bin kein großer Bewunderer neuer Ferrari Modelle – Supercar ist irgendwie Supercar – aber Autos mit dem cavallo nero aus der prä-digitalen Ära versprühen einfach ein gewisses Esprit.

Ganz zu schweigen von der beeindruckenden Mechanik.

Ich weiß nicht, ob es an meinem dünner werdenden Haupthaar liegt, aber der weiße 1967er 330 GT 2+2 (Serie 2) würde mir schon ganz gut als Familiensonntagsausflugsauto taugen.

Leider hatte ich die 339.500 Euro, die verlangt wurden, in meiner anderen Hose.

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Ich würde nicht zögern, in eine der Werkstätten einzuziehen.

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Ein bisschen Zuffenhausener-Sonderfarben-Goodness. Da lacht das Herz.

Aber leider nicht mein Portemonnaie.

Diese verdammte Hose.

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Aber ich bin kein zorniger Mensch und versuche stets das Beste aus der Situation zu machen.

Also nahm ich, was ich in der Hose am Leibe hatte und kaufte mir etwas, was meinem finanziellem Background entsprach.

Beim nächsten Besuch und den wird es definitiv geben, hab‘ ich dann die richtige Hose an…

Ähem.

Max Weiland – USED4.net