Ultrace 2023

Ultrace – Eins der größten automobilen Events der Welt und sicher ein dick markiertes Highlight in jedem Fan-Kalender.

Die USED4-Editoren Andy Kmoch, Philipp Berndt und Niels Kreischer waren bei der 2023er Ausgabe vor Ort, teilweise mit eigenem Auto auf der Austellungsfläche.

Hier diskutieren Andy und Niels, was sie erlebt haben und welches Fazit sie daraus ziehen:

 

Niels: Hallo Andy, für mich persönlich war es ja das allererste Ultrace. Wieviele hast du denn schon besucht?

Andy: Hey Niels! Für mich war es das dritte Mal und es ist jedes Jahr echt fantastisch. Wie hast du das empfunden?

N: Wegen der vielen Videos aus den Vorjahren ahnte ich schon, was auf mich zukommen würde. Dachte ich. Was hab ich mich getäuscht! Es war noch viel krasser. Über 1.000 Autos und viele viele tausend Menschen und das vor dieser unglaublichen Kulisse, einfach unbeschreiblich. War es in den Vorjahren auch so voll?

A: Haha, man muss aber dazu sagen, dass es dieses Jahr auch nochmal deutlich mehr Autos waren, als in den Jahren zuvor. Aber ja, die Kulisse ist sensationell und Menschen waren in den Jahren davor auch unglaublich viele da. Es ist halt das beste Stance-Event Europas. Aber kommen wir doch mal zum Wesentlichen: Welches Auto hast du denn besonders positiv in Erinnerung?

N: Ach, die Antwort fällt mir wirklich schwer, da es so ein massiver Overload war. Es gab ja von allem viel und manchmal war es einfach unfassbar. Die diversen NSX, die alten 8er BMW und Benz-Limos, aber auch RX7 haben mein Herz berührt.

Besonders dieser FC hat mich umgehauen. Simple is best, kann man da nur sagen.

Dazu natürlich noch die vielen geilen S-Chassis, die bei mir automatisch ganz oben auf der Like-Liste stehen…

Aber hey, dass man Autos wie den Liberty Walk R34 bei so einer Auflistung erst am Ende erwähnt, zeigt die Quantität, aber besonders auch die Qualität dieses Events. Was sind denn deine Highlights?

A: Das stimmt. Gerade der Liberty Walk R34 sah live so heftig aus. Ja, heftig ist wirklich das richtige Wort für dieses Auto. Supercool, dass die Veranstalter so etwas in Europa möglich machen. Über mein Highlight muss ich keine Sekunde nachdenken. Dir ist vielleicht der rote AE86 aufgefallen, welcher auch gedriftet ist. Der war es einfach, für mich war an dem alles richtig: Blacktop 4A-GE, 14″ TE 37, GoodLine Frontstoßstange, mehr geht nicht. Apropos: die Driftshow war das heimliche Highlight als solches, oder?

N: Ah, der AE86 war schon echt cool, das stimmt. Allerdings holen mich persönlich die geslammten Oldtimer mit glänzenden Felgen und geilen Karosserieformen noch mehr ab, da bin ich ehrlich. Aber ja, das Next Level-Driften ist quasi die Kirsche auf der dreistöckigen Ultrace-Torte! Die Action und die Atmosphäre, die da geboten wird, ist für einen Parkplatzdriftkurs wirklich phänomenal. Es müsste nur noch mehr Zuschauerplätze dafür geben, oder? Aber du warst ja 24/7 eh im Fahrerlager, da stören dich solche Themen nicht, stimmts Andy?

A: Ja, absolut verständlich. Ich freue mich auch so sehr, dass dieses Oldtimer-Thema so präsent ist und die Autos so viel Aufmerksamkeit bekommen. Für uns als Liebhaber alter Autos wirklich ein Traum. Und es geht hier ja nicht nur um alte Skylines, ich freue mich genau so, einen VW Derby zu sehen. Naja, 24/7 jetzt nicht, aber schon die meiste Zeit, ja. Ich bin irgendwie von einem Gespräch ins nächste gelaufen und habe auch so mega viele, unbekannte Autos da gesehen. Das war echt verrückt. Was meinst du, wie schaffen es die Veranstalter, dieses Treffen jedes Jahr aufs Neue so attraktiv zu gestalten und es nicht wie eine plumpe Fortsetzung wirken zu lassen?

N: Also wenn ich mir die Videos der vergangenen Jahre und auch deine USED4-Artikel aus 2021 und 2022 dazu ansehe, muss ich ehrlich gestehen: Konzeptionell ändern die Veranstalter um Adrian wohl gar nicht mal so viel von Jahr zu Jahr, aber dadurch, dass immer neue Autos eingeladen werden und der Ansturm jedes Jahr größer wird, müssen sie wohl auch gar nicht so viel ändern. Apropos Ansturm: die bereits angesprochene höhere Zahl an Auros hat eine bestimmte Ursache, wie ich am eigenen Leib erfahren musste. Ahnst du, worauf ich anspiele?

A: Ja richtig, durch die wirklich gute Rotation der Autos und viele Details ändert es nicht den Gesamteindruck, aber man hat auch nie das Gefühl, „satt“ vom Event zu sein.

Haha, nein, was meinst du genau?

N: Ich spreche von der „Resterampe“. So habe ich die Parkfläche getauft, auf der die offiziell akzeptierten S14a eines Kumpels und die S13 meiner Frau, eines weiteren Kumpels und meine eigene standen bzw. stehen mussten, weil die Hauptfläche um das Stadion herum am Freitagabend bereits komplett gefüllt war…

Wie wir dann erfuhren, war diese Rampe in den Vorjahren immer die Fläche für die abgelehnten und Besucher-Autos gewesen, die kein Ticket ergattern konnten. Die Veranstalter wollten sich diese Einnahmequelle wohl nicht entgehen lassen und so war die Rampe dieses Jahr nun zum ersten Mal Teil der offiziellen Fläche… Ich bin ganz ehrlich, mich hatte es vorher schon gewundert, dass wir alle akzeptiert worden waren. Und das war die Erklärung: eine deutliche Kapazitätserweiterung… Die Qualität der Autos fiel meiner Meinung nach aber nicht zur Hauptfläche ab. Trotzdem ein seltsames Gefühl, denn der Preis für das Ticket (60€) war selbstverständlich der gleiche wie für die Autos, die direkt am Stadion stehen konnten. Was denkst du darüber? Einfach mehr geile Autos oder ein verwässertes Konzept?

A: Da sagst du was. Ich persönlich verstehe den Ansatz des Veranstalters. Warum sollte man die Einnahmequelle auslassen? Klar, es werden auch Stimmen laut, es würde nur noch ums Geld machen gehen. Ich sehe das so: Wenn eine Gruppe von Leuten Risiken eingeht, im Vorfeld riesige Auslagen für Mieten und alles hat und am Ende ein so tolles Event auf die Beine stellt, warum sollen sie dafür nicht belohnt werden? Zumal ich auch sagen muss, dass ich die von dir bezeichnete Resterampe nicht als solche gesehen habe. Die Qualität der Autos war dort auch durchweg super. Und sieh es mal so: als normaler Besucher bekommt man für sein Ticket halt noch mehr geboten. Ist doch toll, oder?

N: Aus dieser Perspektive gesehen hast du absolut recht. Es war ein Mehrwert für die Besucher und unterm Strich waren wir mit unseren Auros auch auf dem Ultrace, während andere tatsächlich abgelehnt wurden. Wenn die Organisatoren 2024 ein paar Ultrace-Flaggen oder ähnliches auf die Rampe stellen, dann hilft das sicher, sich noch zugehöriger zu fühlen. So haben wir halt eine S-FEST-Flagge aufgebaut. Auch nett. Genauso nett, wie die vielen neuen, tiefen und teuren Autos, die auf dem Gelände verteilt waren. Geslammter Wahnsinn, oder?

A: Das trifft es wirklich gut. Unsere Herzen schlagen zwar für 80er/90er-Jahre-Autos, aber nichtsdestotrotz habe ich mich sehr über die Mischung gefreut und vor allem darüber, so viele GR Supras zu sehen. Da kommt der Toyota-Fanboy in mir durch. Aber auch sonst waren so viele neue, tolle Autos vor Ort, die man sonst nirgends sieht. Das Orga-Team hat hier für eine tolle Durchmischung gesorgt. Für wirklich jeden war etwas dabei. Welches der neueren Autos ist dir besonders im Gedächtnis geblieben? Bei mir war es dieser rote Supra. Lipkit und Advan GT Felgen, da gibt es für mich kaum was besseres.

Apropos Orga: ich liebe es, in Polen zu sein. Die pendantische (und für mich sehr nervige), deutsche Pünktlichkeit findet man dort einfach nicht vor. Selbst bei den großen Events wie dem Ultrace, sind Zeiten eher Orientierungshilfen. Ich liebe es!

N: Naja, ich sag mal so: Wenn man es kennt und sich darauf einstellen kann (wie du), ist es sympathisch, aber wenn man eine Mail mit einem QR-Code bekommt, auf dem steht: „Sei am Freitag unbedingt um 20 Uhr am Eingang, nicht später!“ Dann nimmt man das als Standard-Alman-Tagesschau oder Tatort-Gucker schon ernst. Nur um dann zu merken, dass die Zeit überhaupt keine Rolle spielt und 95% der anderen Teilnehmer bereits vor Ort und aufs Gelände gefahren sind. Nach dem Motto „First come, first serve“ sind dann natürlich auch die besten Plätze rund um das Stadion bereits belegt. Da will man Respekt vor der Orga zeigen und ein braver Teilnehmer sein und dann ist man einfach nur der Doofe. Aber nächstes Jahr bin ich auch früher da und lächle über die pedantische, deutsche Pünktlichkeit, mein lieber Andy. Aber zurück zum wichtigsten: den geilen Autos. Du hast nach meinem persönlichen Favoriten unter den modernen Fahrzeugen gefragt: Da schließe ich mich dir grundsätzlich an. Die Supra (die, ja die 😁) MK V kommt mit Tieferlegung und Felgen noch einmal ganz besonders zur Geltung und entsprechend schöne Exemplare standen auch überall herum.

Aber noch mehr getriggert haben mich dieses Mal die bereits erwähnten 5er, 7er und 8er BMW… Heiliger BimBam, waren da böse Brecher versammelt!

A: Hahaha, ja gut, dann verstehe ich das. Der Trick ist es, das nächste Mal früher loszufahren. Das Auto steht besser und wir haben noch mehr vom Wochenende. 😊 Vielleicht haben wir dann auch mal die Chance, mit den Autos durch Breslau zu fahren. Die Stadt ist unglaublich schön und bietet viel Kulisse. Es ist außerdem schön zu sehen, dass umgebaute Autos in einer Stadt ohne Probleme umherfahren können und geduldet werden, ohne das es direkt Großrazzien gibt. Leider gibt es trotz allem ein paar schwarze Schafe, die sowas perspektivisch gefährden. Du hast das mitbekommen, oder?

N: Ja, Dank Social Media war es ja nicht zu übersehen, was da los war: wildes Street Drifting, bis die eigentlich unglaublich tolerante polnische Polizei die 8 zückte und die Fahrer den qualmenden Asphalt küssten. (Wir verlinken und erwähnen jetzt extra niemanden namentlich, um nicht noch mehr Reichweite zu erzeugen.) Du deutest es ja bereits richtig an: sowas ist stets der Anfang vom Ende. Einige wenige, die es für ihre Klickzahlen übertreiben müssen, ziehen den Ruf der ganzen Veranstaltung in den Schmutz. Es mag sein, dass die Polizei das sportlich sieht und im nächsten Jahr wieder ähnlich locker auf heftig getunte Autos in den Breslauer Straßen reagiert, die nur auf und ab rollen und ein bisschen den Sound ihrer People hören lassen. Aber es kann auch genauso gut sein, dass durch solche Aktionen ein Event einfach mal verboten wird. Wer weiß das schon? Muss man es deshalb aus purem Egoismus riskieren? Spätestens wenn mal jemand verletzt werden sollte, ist der Spaß zu Ende. Hat sich das dann gelohnt?

A: Wie du weißt: ich liebe Driften. Es hat seinen Ursprung auf der Straße – allerdings in einer Zeit ohne Social Media, als so etwas fernab der Zivilisation betrieben und nicht nach außen getragen wurde. Das war auch nicht okay, aber die Tragweite hielt sich in Grenzen. Wir leben jetzt in einer Zeit, wo jeder alles für Klickzahlen macht. Hauptsache Content, Hauptsache man kann sagen: ich wurde fürs Driften auf der Straße verhaftet. Wie du schon sagst, die Konsequenzen tragen am Ende immer alle. Das ist auch der Grund, warum die Situation mehr und mehr eskaliert. Ich finde das einfach komplett falsch, was da passiert und habe wirklich gar kein Verständnis. Wenn es Leute nie übertreiben würden, gäbe es die Situation heute in Deutschland nicht und wenn sich jetzt auch noch in Polen die Schlinge zuzieht, dann sieht es bald schlecht aus für Enthusiasten.

N: Eindeutig ein schwieriges Thema. Lieber Leserinnen und Leser, lasst uns doch gerne eure Meinung dazu da. Entweder per Mail an info@used4.net oder gerne auch als Kommentar unter den Facebook bzw. Insta-Post. Wir sammeln dann eure Aussagen dazu. Aber zurück zum eigentlich wunderbaren Ultrace-Event, Andy. Die wichtigste alle Fragen: Bist du 2024 auch wieder dabei? Dann mal mit einem eigenen Projektauto oder weiterhin als Gentleman-Genießer im Fahrerlager und auf der Ausstellungsfläche?

A: Auf die Meinungen bin ich auch sehr gespannt! Ja, grundsätzlich bin ich 2024 sehr gern wieder dabei. Das ist in den letzten Jahren immer ein tolles und sehr lustiges Wochenende mit Freunden gewesen, garniert mit den besten Autos Europas und Drifterei – was will man mehr? Ich würde sehr gern mit dem eigenen Auto hinfahren, aber nur, um nachts durch Breslau zu fahren. 😊
Dann können wir wirklich uneingeschränkt das tun, wofür diese Seite hier steht: Autos ausgiebig nutzen und genießen. 🙂

Recht hast du. Abgemacht, dann werden wir beide wieder auf dem Ultrace sein!  Dann möglicherweise sogar mit einem eigenen USED4-Stand…

Alle Bilder in Kürze auch in einem Facebook-Album.

Ultrace-Website: Ultrace Official

Das Ultrace findet statt im

Stadion Wroclaw
al. Śląska 1, 54-118 Wrocław (Breslau)
Polen

Text: Andy Kmoch und Niels Kreischer – USED4.net

Bilder: Andy Kmoch, Niels Kreischer, Philipp Berndt, Sandy Hirtreiter, Philipp Bahl, Marco Gross