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Sommer in Polen (Ultrace und Next Level Summer Drift Camp)

Wer an einen perfekten Sommer in Polen denkt, sieht sich selbst vermutlich mit einem Cocktail an der polnischen Ostsee in Swinemünde am Strand liegen, oder einen coolen Städtetrip nach Warschau, Breslau oder Krakau unternehmen. USED4 bringt den polnischen Sommer eher mit supertiefen Autos und Gummiabrieb in Verbindung. Glücklicherweise konnte man das alles gleich bei zwei Events hautnah erleben.

Zum einem beim Ultrace, dem bekanntesten und besten Stance-Event Europas, sowie dem Next Level Summer Drift Camp.

 

Ultrace 2021

 

Wer hier jetzt einen standardmäßigen Artikel über das inzwischen in Ultrace umbenannte Stance-Event der Extraklasse erwartet, der irrt. Zugegebenermaßen waren die ausgestellten Show-Autos wirklich eine Augenweide und es gab vieles live zu sehen, was man sonst nur von den bekannten Social-Media-Kanälen kennt. Unsere Anreise hatte jedoch einen anderen Grund: Kumpel Willi ist mit seinem Toyota Chaser JZX 100 auserwählt worden, Teil der Driftshow zu sein. Also haben wir gemeinsam einen Männer-Trip unternommen und ihn supportet.

Bei unser Ankunft am Freitagabend am Stadion in Breslau wurden wir bereits mit reichlich Eye-Candy in Form der angereisten Drift-Autos begrüßt.

 

 

Doch nicht nur da wurde wieder in den Sinn gerufen, wie toll Polen eigentlich ist. Auch die Stadt Breslau selbst ist äußerst sehenswert und wirklich wärmstens für einen Besuch zu empfehlen.

 

Am nächsten Morgen waren wir bereits sehr früh, vor allen Besuchern, vor Ort. Zeit, sich einen Überblick über die doch sehr enge Strecke zu verschaffen. Diese wird künstlich mit platzierten Reifen und Betonmauern angelegt und führt über einen Parkplatz am Stadion vorbei.

Die Skills und Balls der Fahrer waren also wirklich gefordert. Bei meiner Mitfahrt ist mir noch mehr bewusst geworden, wie eng diese Strecke eigentlich ist. Leider ist auch Willi im Verlaufe des Vormittags eingangs der ersten Kurve ein Fehler unterlaufen, der mit dem Heck im Beton endete. „Es passiert immer am Anfang aus Angst, oder am Ende aus Übermut“, konnte er zumindest noch lachend sagen. Er möchte den Vorfall auch keinesfalls verheimlichen und meint selbst, dass es eben Teil des Sports ist. Der Wagen wird also bald gefixt und in altem Glanze erstrahlen.

Spannend zu sehen waren auch andere Fahrzeuge in der Boxengasse.

Mein Interesse geweckt hatte diese augenscheinlich recht originale Nissan Silvia S15 Spec-S.

Es war zwar kein Ladeluftkühler zu sehen, der auf einen Umbau von Sauger auf Turbo hindeutete, doch die 350 Z-Bremsanlage versprach anderes.

Den superfreundlichen Besitzer aus Tschechien konnten wir schnell ausfindig machen und die erste Vermutung täuschte nicht: unter der Haube versteckte sich ein sehr sauber umgesetzter Turbo-Swap des SR20DE mit guten 300 PS Leistung. Wie gut diese zufällige Bekanntschaft war, seht ihr im zweiten Abschnitt dieses Artikels.

Wer bis hierhin gelesen hat, wird feststellen, dass nun wirklich keinerlei Bilder der Show-Autos gezeigt wurden. Vermutlich, weil es bereits unzählige Artikel im Internet darüber gibt und auch, weil ich wirklich kaum Bilder gemacht, sondern den einen einzigen Rundgang über das Showgelände einfach genossen habe. Lediglich zwei Snapshots sind dabei entstanden und ihr könnt euch vermutlich denken, um welche Art Fahrzeug es sich dabei handelt:

 

 

Next Level Summer Drift Camp

 

Bereits zwei Wochen nach dem Ultrace stand nun also das Next Level Summer Drift Camp an. Wer abseits vom internationalen Next Level Driftevent davon noch nie gehört hat, muss sich nicht wundern: Das Summer Drift Camp ist nicht öffentlich und nur für die Veranstalter und deren Freunde gedacht. Das Motto: Campen, Driften, Party. Klingt nicht schlecht, oder?

In meinem Fall bedeutete das: schlafen im Hotel, 650 km Anreise auf eigener Achse und das zweite Mal überhaupt auf trockener Straße driften, zudem noch das erste Mal auf einer richtigen Rennstrecke. Wer das jetzt liest und glaubt, ich hatte keine Selbstzweifel, dem sei gesagt: die hatte ich sehrwohl! Die polnischen Jungs driften irre gut und fahren sehr hart, ich hingegen bin absoluter Rookie und hatte auch keinen Backup-Plan, falls vor Ort etwas schief geht und ich das Auto nicht mehr nach Hause fahren kann. Klassischerweise hatte sich unsere Reisegruppe auf Grund technischer Probleme noch etwas verknappt, so dass der Druck nochmal größer wurde.

Die Tage vorher verliefen entsprechend hektisch, um das Auto nochmal zu checken und optisch herzurichten. Problemlos lief die Anreise über sehr gute polnische Autobahnen und durch weniger gute Baustellen. Vor Ort wurde ich von den Veranstaltern und bekannten Gesichtern herzlich empfangen. Polen hat einfach einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen und ich fühlte mich direkt wieder wie zu Hause.

Am Freitagabend wurden also gemeinsam Banner an der Strecke angebracht und Auslaufzonen etwas entschärft, da hier einige tiefe Gräben am Rande des Asphaltbandes vorzufinden waren.

Nachdem sich bis Samstagmorgen die Boxengasse also langsam gefüllt hatte, gab es auch hier wie erwartet einiges zu sehen. Die Kreativität bei der Individualisierung kennt in Polen oftmals keine Grenzen und Schubladendenken gibt es nicht. Das macht die Autos sehr erfrischend anders, ohne dass man das Gefühl hat, jemand ist mit der Umsetzung über das Ziel hinausgeschossen.

Zu den polnischen Fahrern dazugesellt hatten sich neben mir das Team Polderlife aus den Niederlanden.

Ihr erinnert euch an die auf Turbo umgebaute S15 vom Ultrace? Wie sich herausstellte, sollte der Kollege mein Nachbar in der Box an diesem Wochenende sein und die Wiedersehensfreude war groß.

Das fahren selbst war, wie erwartet, krass. Anders als in Allstedt fühlte sich dieselbe Geschwindigkeit viel schneller an, als auf dem Flugplatz und Fehler werden nicht verziehen. Ich habe es also langsam angehen lassen, bin ein wenig gefahren und stellte fest: so eine Rennstrecke bietet einen ganz schön guten Belag für ein Auto mit wenig Leistung. Ich wurde also langsam sicherer und das ganze machte richtig Spaß. War die Anspannung verflogen? Nicht ganz, aber es stellte sich zumindest ein wenig Normalität ein.

Leider gab es weniger Gelegenheit zu fahren, als erhofft. Viele rote Flaggen und ein kurzzeitiger Regenguss behinderten den Flow am Samstag. Zeit, um die Strecke einmal zu Fuß zu erkunden.

Entsprechend wollte ich entgegen meines Ursprungsplanes auch am Sonntag vor der Abreise noch ein wenig Zeit auf der Strecke verbringen. Nach dem Kühlmittelverlust eines Autos war die Strecke dann wiederum recht lange gesperrt und anschließend viel Verkehr. Ihr erinnert euch an Willis Aussage? Richtig, normalerweise sollte man sein Glück nicht herausfordern und so leistete auch ich mir einen Abflug ins polnische Gemüse, als meine Hinterräder unverhofft Grip bekommen hatten. Als ich rückwärts zurück auf die Strecke setzte, hatte ich Angst, das ganze Bodykit könnte vom Auto gerissen worden sein. Doch Glück im Unglück, nur die Front war lose und hatte nur minimale Schäden davon getragen. Diese konnte in der Box neu befestigt werden und ich entschloss mich, es für dieses Event erst einmal gut sein zu lassen.

Die Heimreise trat ich nach der Award-Verleihung an und diese endete auch ohne jegliche Probleme nachts um 1:00 Uhr in der heimischen Garage. Hätte ich das vorher gedacht? Nun, ich hatte es zumindest gehofft. Sicher ist, dass ich trotz jahrelangem Assetto-Corsa Training deutlich mehr Seat Time im echten Auto benötige.

Mein Sommer in Polen hätte also genau so gut mit einem Cocktail an der Ostsee, oder mit dem Stadtführer in der Hand in Krakau toll werden können. Dieses Jahr entschied ich mich für den Weg mit verbranntem Gummi in der Nase. Und ihr?

 

Andy Kmoch – USED4.net