The TLT/Puma Story – Mitsubishi Evo N1

  1. Die Marke
  2. Die Idee
  3. Die Geschichte
  4. Die Umsetzung
  5. Das Finale

1. Die Marke

Es gibt unzählige Brands von automobilen Apparels, die sich nur zu gern der Zurschaustellung des offensichtlichsten Elementes, dem Automobil selbst, gewidmet haben. Es gibt unzählige Hoodies voller Silhouetten und Shirts bedruckt mit „Krawallosprüchen“, die natürlich durchaus ihre Berechtigung haben und die entsprechende Zielgruppe erreichen.

Doch nur die wenigsten widmen sich der Quintessenz unserer Kultur. Ich benutzte gern das Wort „Kultur“ in unserer Szene, denn nichts anderes stellen wir in der Gemeinschaft dar. Wir sind eine Kultur, die sich permanent neu zu definieren weiß, weiterentwickelt und Wertschöpfung betreibt. Der klassische Tuner, egal ob 90er GFK Breitbau, welcher seit ein paar Jahren wieder in der Gegenwart angekommen ist, Performance-Jünger, die sich der nächsten Topzeit auf einer Rennstrecke annähern und somit ihr Auto für ganz andere Zwecke trimmen, oder Drifter, die ein bisschen in beiden Welten zu Hause sind.

Diese Kultur ist ein Ort für Künstler und Menschen, die sich davon gern inspirieren lassen. Ein Ort, der so vielfältig und vielschichtig interpretiert werden kann und gleichzeitig unsere Herzen zum Pochen bringt.

Die Marke FLGNTLT selbst rollt das Feld von hinten auf und nimmt nicht das Motiv des Autos als leitendes Element, sondern baut eine Geschichte, manchmal mehr, manchmal weniger subtil, rund um die thematische Ausrichtung der anstehenden Kollektion. Es geht um Subkulturen, wie beispielsweise die der Lowrider, um Personen, wie Schaefchen, um Events, wie das Ultrace und natürlich um Lebensgefühle, wie unseren geliebten Sommer oder das Thema Reisen und Roadtrips. Es werden Muster und Stoffe aus bekannten Interieurdesigns eingebunden, oder Mottos integriert, wie beispielsweise das der historischen Formel 1, oder Tourenwagenserien.

Bemerkenswert ist, welchen Weg diese Marke gegangen ist. 2003 in einer Studentenlaune von René Schmidt und Uwe Krause gegründet, um sich mit Felgenhandel das Studium zu finanzieren, wurde daraus schlussendlich 2012 eine sehr ausdefinierte Marke, die sich nun als TLT (gesprochen „tilt“, wie das englische kippen/neigen. Eben wie das Rad im Radhaus, oder die Stilrichtung der kommenden Kollektionen) komplett neu definiert hat.

Als Michael („Bremi“) zum FLGNTLT Team hinzu kam, wurde die Marke mehr in die Richtung des urbanen Streetwear Dschungels gelenkt, da Bremi tief in der Breakdance Szene verwurzelt ist. Eine ausgesprochen gute Entscheidung von TLT, da hiermit ein kontinuierlicher Wandel Einzug halten und durch Kevin und Clemens als weitere Team Members fortgeführt werden konnte.

Es folgten nun nicht mehr „nur“ eigene Themen, es wurden auch Kooperationen eingegangen, wie 2020 mit Alpha Industries, oder 2021 mit Casio. Regionen, in die sich bisher keine Automotive Brand gewagt hatte. Aber eben nicht nur die genannten Personen tragen dazu bei, inzwischen ist ein ganzes Team von Damen und Herren ständig mit der Entwicklung neuer Designs und der Weiterentwicklung des Shops beschäftigt.

2022 wird nun das Thema Kooperationspartner auf ein neues Level gehoben.

Eine neue Silhouette, die Sneaker und Rennfahrerschuh kombiniert, der „Speedfusion“, LeadCAT 2.0 Slide, sowie klassische Slipstream.

Detailverliebtheit ist mit dem Namen FLGNTLT ganz fest verankert.

Die Aktuelle TLT Puffer Jacket zur Kollektion

2. Die Idee

WELCOME PUMA / WELCOME PUMA MOTORSPORT

Als mich Bremi also fragte, ob ich ein gemeinsames Projekt mit Puma unterstützen möchte, konnte ich mir ein breit grinsendes „JA“ nicht verkneifen. „JA JA JAAAAAAAA!“ Denn zum einen bin ich selbst ein Sneakerhead und ein TLT-Fan der ersten Stunde, weil es eine regionale Brand ist und zum anderen hatte ich auch gerade zufällig einen Mitsubishi Lancer Evolution 7 erworben, der perfekt zur Kollaboration passen würde.

Auf jenem Schulhof, an dieser Bushaltestelle, träumte ich 20 Jahre zuvor von diesem Auto.

Für mich war dies eine wunderbare Gelegenheit, das Auto etwas näher kennen zu lernen, da es sich um ein unvollendetes und aus finanziellen Gründen aufgegebenes Projekt handelte. Beulen, Kratzer, Lackschäden und fehlende Teile galt es auszubessern und zu komplettieren. Auch aktuell fehlen noch einige Puzzleteile, doch der Release-Termin am 08.12.22 war gesetzt. Mit tatkräftiger Unterstützung von Partnern, Freunden, aber auch meiner Partnerin wurde alles dafür getan, um innerhalb des vorgegebenen Zeitplans ein Fahrzeug im Idealzustand bereit stellen zu können. Mit anderen Worten: den Puma zum Springen und TLT zum Glänzen zu bringen.

Der erste Kontakt

Bis ins kleinste Detail, im Autolackierzentrum Höschler

Bereit zum Abtransport

Währenddessen bereitete Kevin im TLT-Office das Puma-Design vor, welches an die motorsportlichen Erfolge der Mitsubishi Evos in der japanischen Super Taikyu-Serie angelehnt sein sollte, während Clemens und Bremi sich um die passenden Schnitte und den qualitativen Anspruch der Kollektion bemühten. Ich bin ja bis heute der Meinung, das die schönsten Motorsport-Fahrzeugdesigns aus dieser Ära kommen.

Super Taikyu? (スーパー耐久, Super Endurance)

Diese japanische Rennserie ist ein Tourenwagenwettbewerb, der seit 1991 durchgängig existiert. Ähnlich der deutschen DTM konkurrieren hier die einheimischen Marken um Siege und die Gunst der Fans. Auch die Mitsubishi Evolution N1 waren in der Super Taikyu aktiv und durchaus erfolgreich.

3. Die Geschichte des N1 Evos

Wenn Fans an einen „Evo“ denken, kommt ihnen höchstwahrscheinlich zuerst Tommi Mäkinen in den Sinn, der sich unweigerlich in unsere Köpfe eingebrannt hat, als er einst durch die Wälder Finnlands beserkte. Aber da ist noch mehr! Mit der Einführung des Evolution 3, versuchte Mitsubishi zum ersten Mal, sein vor Steroiden strotzendes WRC-Biest gegen andere schnelle „Asphaltspezialisten“ kämpfen zu lassen. So wurden um 1995 die N1 Evos geboren. Mit 300 PS (Evo 4 N1-Spezifikation) war die Motorleistung dieser Autos zwar relativ seriennah, aber durch das reduzierte Gewicht und dem, im Verhältnis zu anderen Autos recht kompakten 2.0 Liter 4 Zylinder, absolut konkurrenzfähig. Das ausgeklügelte Allradkonzept steuerte dann den Rest zur Erfolgsgeschichte bei, in der damals noch recht offenen Klassifizierung dieser Wagen.

Parallel dazu trat ein gewisser Akihiko Nakaya, der den eingefleischten JDM-Fans als Moderator und Rennfahrer von Best Motoring bekannt sein dürfte, mit dem Statement an die Öffentlichkeit, dass sein Puma Mitsubishi GTO (bei uns als 3000 GT bekannt), mit den damals dominierenden GT-Rs in der Klasse 1 mithalten und diese sogar schlagen könne. Alles, was er dafür brauchen würde, wäre ein LSD (Limited Slip Differential) und einen optimierten 2,6-Liter-Twin-Turbo V6 mit kleinerem Hubraum als in der Serie, für ein ausgewogeneres Gewichtsverhältnis. Aufgrund der hohen Kosten für die Entwicklung des Motors sowie akutem Platzmangel für den Einbau eines LSD, konnte sein Wunsch jedoch nicht erfüllt werden.

Nach diesem Rückschlag bestand Nakaya-san darauf, dass seine Ideen stattdessen in die damals neue Evolution 5-Generation einfließen sollten. So erhielt der Evo 5 beispielsweise ein Dach aus dünnerem Metall, dünnere Front- und Seitenglasfenster, Aluminium-Aufhängungsteile und auch die deutlich erkennbar breiteren Radhäuser, wie sie sich Nakaya-san im Zusammenspiel mit einer breiteren Achse und dem LSD gewünscht hatte. Die bisherigen N1-Evos 3/4 hatten noch das AYC-Allradsystem (Hydraulische Giermomentregelung – Active Yaw Control) von Mitsubishi verwendet, aber mit dem neuen Regelwerk in der N1 waren nur noch mechanische Sperrdifferentiale erlaubt.

Die Firma Puma war damals der gut sichtbare Hauptsponsor des Rennteams von Mitsubishi. Auch bei den Nachfolgern des Evo 5 wurde das weiß-grüne Design fortgesetzt, vom Evolution 6 bis hin zum Evolution 9. Die Idee von TLT und Puma war also, alle damaligen Designs und Farben auf eine Art Zwischenmodell der Generation 4 – 9 zu vereinen. Und was würde sich da besser eignen als ein Evo der 7. Generation?

4. Die Umsetzung

Während also im TLT-Headquarter fleißig an der Kollektion und der Kampagne gearbeitet wurde, ging es bei mir ans Zerlegen des Autos. Sämtliche Schrauben der Verkleidungs- und Chassisteile wurden gelbverzinkt, gepulvert, oder aufgearbeitet. Anschließend kümmerte sich Andreas Höschler vom Lackierzentrum Höschler um das perfekte Lackkleid. Beulen und Kratzer gehörten nun der Vergangenheit an und somit war alles optimal vorbereitet für den nächsten Schritt: die Folierung.

Das Thema nutzte ich dann dazu, um mich bei einem alten Freund zu revanchieren, denn mit Daniel Dittrich als Head von Mosaik-Folieart, hatte ich in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal Projekte angedacht und durchgeplant. Daher war es für mich selbstverständlich, ihn den Jungs von TLT als Folierer des Projekts schmackhaft zu machen.

Am 4. Oktober war es dann soweit, der Evo wurde komplettiert, damit er eine Woche später für das Kampagnenshooting auf dem Sachsenring bereit sein konnte.  Anders als bei diversen anderen Liverys, gab es von der bekannten PUMA Kampfbemalung mehr Gran Turismo 16 Bit-Screenshots, als richtige Bilder. Ein einziges Bild (s.o.) musste also für eine Erstellung des Layouts reichen. Kevin machte dabei einen fantastischen Job und Daniel adaptierte das Design anschließend auf das Auto.

Am 7. Oktober, also 4 Tage später, stand das Auto nun im finalen Zustand da. Nunja….beinahe: Neue Köder- & Schachtleisten warteten auf Ihren Einsatz, alle abgebauten Teile wurden mit den neu gelbverzinkten Schrauben, Muttern und Klemmen befestigt, neue Embleme wurden montiert und das Feintuning mit den Nismo LMGT1-Felgen und dem Fahrwerk erfolgte für ein freshes Motorsport-Fitment. Last but not least wurde noch die Tomei Exprime TI Titanabgasanlage verbaut und die Deadline gerade noch rechtzeitig geschafft!

5. Das Finale 

Nun stand also noch das Shooting auf dem Sachsenring an, denn wo passt so ein Auto besser hin, als in die Boxengasse einer Rennstrecke? Akribisch bereitete das Team von FLGNTLT das Set gemeinsam mit Puma vor und dekorierte bereits einen Tag vor dem Shooting die Box. Alles sollte zeitgenössisch aussehen. Die wenigsten können sich wahrscheinlich vorstellen, was im Hintergrund bei so einer umfangreichen Aktion läuft.

Ich selbst hatte daran den geringsten Anteil, aber umso stolzer habe ich dazu beigetragen, was auch immer ich konnte, um dieses einmalige Projekt zu unterstützen. Parallel zu den aufgezählten Schritten, laufen so viele Diskussionen und Telefonate, so viel Optimierungen und kurzfristige Entscheidungen, das einem wirklich schwindlig werden kann.

Nach dem Shooting mit der Kollektion und dem Videodreh gab es am dritten Tag noch weiteres Shooting für das Auto alleine, welches ich mit Freude umsetzen durfte.

Knapp zwei Monate hieß es nun stillschweigen, was unerträglich war, denn wirklich niemand sollte von dieser Idee und den Bildern etwas mitbekommen. Nichts durfte an die Öffentlichkeit gelangen und ich verstand plötzlich, wie Jean Pierre Kraemer oder eben die Jungs der XS Carnight, oder von TLT sich fühlen müssen, wenn ein Projekt der Ziellinie nahe ist, aber eben nichts nach außen dringen darf, um den großen Knall nicht zu verderben. Umso ergreifender und unwirklicher war es dann, als es endlich los ging.

Ich will Danke sagen. Danke an alle, die dieses Projekt mit mir so gefühlt und gefeiert haben, wie ich es getan habe.

Danke an die Menschen, die zu diesem Projekt beigetragen haben. Menschen wie Dominique, Marcel und Willi, die den Unsinn und Quatsch in meinem Kopf, nicht nur akzeptiert, sondern mich dabei auch mit viel Humor unterstützt haben.

Danke an Daniel mit dem ich unterhaltsame, kulinarisch reichhaltige und grandiose Abende verleben durfte und der wirklich alles gegeben hat, ein Design auf das Auto zu bringen, das besser nicht umgesetzt sein könnte.

Danke an Andreas Höschler und das Höschler Lackierzentrum, dass sie das Unmögliche möglich gemacht haben und das Auto in drei Wochen spontan so aufarbeiten konnten. Wahnsinnig tolle Arbeit!

Und vor allem Danke an das FLGNTLT-Team, für dieses Vertrauen, diese einmalige Chance und diese aufregende Erfahrung.

Die Kollektion gibt es HIER

Aber der Evo ist jetzt noch lange nicht fertig, wartet es ab. Es wird gut, versprochen.

Text und Bilder:

Philipp Berndt – USED4.net