The Sunny Side of Life – Christians N13

Ich würde mich schon als ein Mitglied der „Digital Generation“ betrachten, aber dennoch verzaubert mich die Macht des Interwebz immer wieder neu.

 

So kam es dazu, dass ich durch einen Post auf unserem Instagram-Account innerhalb weniger Minuten den Besitzer eines Nissan Sunny N13 ausmachen konnte. Es sei dazu gesagt, dass das Bild aus dem Post von mir auf dem Reisbrennen 2014 gemacht wurde und ich noch Monate nach dieser Veranstaltung einer Obsession des besagten Nissan N13 nachhing, die mich diverse Abende mobile.de nach eckigen alten Nissans suchen ließ. Ja, ich habe da ein Problem. Aber 4 Jahre später innerhalb von Minuten den Besitzer des Autos finden und einen Termin für ein Feature ausmachen? Magic… ich sag’s euch.

Somit konnte ich also nicht nur meiner wieder entflammten Besessenheit mit diesem KFZ fröhnen, sondern hatte auch gleich die Gelegenheit Christian, dessen Besitzer, bei einem sehr ausführlichem Gespräch mit allem zu nerven, was ich dazu wissen wollte.

 

Es gibt Menschen, mit denen wechselst du ein paar Worte und das Telefonat will einfach nicht enden.

 

Und ich meine nicht die Art, bei der man eigentlich schon nach 5 Minuten auflegen wollte, aber nicht dazu kommt.
Ich meine Gespräche, bei denen man binnen Sekunden auf der gleichen Wellenlänge zu senden scheint, auch wenn man sich erst seit wenigen Augenblicken kennt.
Christian ist für mich so jemand.
Aufgrund terminlicher Bindungen musste ich unsere Telefonbromance dann leider doch zu einem Ende kommen lassen, aber ein Treffen war vereinbart und nun sitze ich hier und schreibe fleißig.

Es kann einem durchaus der Gedanke kommen „Ja klar, coole Kiste, aber wie um Himmels Willen kommt man dazu, sowas zu seinem Projekt zu machen?“ (Yippie ja ja Yippie Yippie Yay) Die Antwort ist so einfach wie kompliziert zugleich. Christian besorgte diesen originalen 1988er Nissan Sunny N13 GTI eigentlich für einen Kumpel, der zwar Bock auf eine irgendwie coole Karre hatte, aber nicht so wirklich flüssig war. Also durchforsteten sie kurzer Hand das Netz und wurden bei eBay fündig. Sie ersteigerten gleich 2 identische Sunny GTIs zum Preis von einem, aus denen Christians Kumpel schließlich einen „Guten“ zusammengebaut hat. Aus zwei mach eins – kennt man ja.

Besagter Kumpel fuhr den Sunny, bastelte etwas, Dinge gingen kaputt. Eine Bekannschaft mit einer Autobahnleitplanke und nun dringend nötige Karosseriearbeiten besiegelten schließlich seinen Entschluss:  Etwas Vernünftigeres musste her.  So kam es dazu, dass Christian ihm den Wagen mit einem zerschossenem 5. Gang und einem mäßig laufenden CA16DE (der serienmäßig im Motorraum eines Sunny GTIs haust) abkaufte. Aus „Sind bestimmt nur die Synchros vom 5. Gang“ wurde eine Reparatur, die den Kaufpreis des als Winterauto gedachten Neuerwerbs um das Doppelte übertraf und damit war der Drops für Christian gelutscht. Wenn jetzt schon Geld in den Kübel geflossen ist, macht es keinen Sinn, es nicht auch gleich ordentlich zu machen. Und wie ich im Laufe unseres langen Gesprächs und anhand der Arbeit, die ich von Christian gesehen habe, feststellen durfte – er kann nicht anders.

Es wird ordentlich.

Nachdem Christian also den CA Kopf heruntergebaut hatte, selbigen ein bisschen überarbeitet und auch den Motorlauf wieder in den Griff bekam, dauerte es nicht lange und es musste passieren, was wohl jeder CA-Fahrer kennt. Knock Knock, I bims dein Pleuellager…

Und was bei einer S13 eine gängige Methode ist, um seinen CA-Frust loszuwerden, sollte doch auch bei einem N13 gut funktionieren, oder? Ein 100NX Spenderfahrzeug mit SR20DE wurde also angeschafft und der komplette Antriebsstrang bekam ein würdigeres Zuhause. Bevor er dort Einzug hielt, spendierte Christian ihm gleich noch eine erleichterte Schwungscheibe und einen Fächerkrümmer als kleine Aufrischungskur.

Aber damit war es noch lange nicht getan. Man holt sich schließlich kein Spenderfahrzeug, um dann nur ein Teil davon zu verwenden. Also wanderten auch die komplette Vorderachse samt Bremsanlage in den GTI. Der wachsame Beobachter erspäht Klimaleitungen. Klima in einem 1988er Nissan Sunny? Ja, gab es. Sehr selten und nicht original bei diesem Fahrzeug und schon gar nicht mit dem SR20. Weshalb Christian sie aus den Teilen, die er original kriegen konnte und allem, was ihm sonst noch zwischen die Finger kam, zusammenbaute. Aus diesem Grund fährt dieser japanische Kleinwagen auch Aston Martin DB9 Teile spazieren.

Da der Tacho partout nicht mit dem Spendermotorsignal arbeiten wollte, machte unser Protagonist kurzen Prozess und zerlegte beide Tachos, um die komplette Tachoeinheit des 100NX hinter das Tachoblatt des Sunny zu basteln. Et voila, es werde Drehzahl angezeigt. Einfach mal machen.

 

Attention to Detail

 

Es sind diese kleinen Dinge, die das komplette Auto so wunderbar authentisch und „rund“ erscheinen lassen.
Die komplette Neulackierung des Autos nach dem Motorswap sei hierbei als teuerste Detailverliebtheit zu nennen.

Alles für sich genommen ist halt ein bisschen Chi-Chi hier, ein bisschen klassischer JDM-Vibe da, aber im großen Ganzen wirkt alles wie eine Komposition an automotive Lifestyle Deluxe. Ja ich weiß, große Worte für einen alten Japaner der unteren Preiskategorie. Aber genau das macht die Authentizität aus bei diesem Wagen. Dinge wie der Datsun Zigarettennanzünder, Öldeckel und Hupenknopf. Jeder hat sowas schonmal irgendwie aus Gaudi nachts bei eBay gekauft, aber dadurch, dass Christian seine „Projekte“ nicht für den Internethype macht, sondern für sich und somit auch keine Absicht hat, den Wagen in absehbarer Zeit zu verkaufen, wächst das Gesamtkunstwerk mit jedem Tag und jedem Kilometer.

Eines dieser Details sind auch die Fendermirrors und die dazugehörigen Abdeckkappen für die Originalseitenspiegelaufnahme. Obwohl nicht wirklich ärakorrekt, wirken sie absolut stimmig und fügen sich in die Erscheinung des Autos ein. Wer sich nicht auskennt mit japanischem Altmetall, könnte genauso gut denken, sie wären im Werk angeschraubt worden. Alles original, Herr Wachtmeister.

Auch jeder Tag und jeder Kilometer ist hier bitte wörtlich zu nehmen. Denn nach so viel Arbeit und investiertem Geld wird der Wagen nicht nur bei schönem Wetter und für Treffen herausgeholt, viel mehr ist er Christians einziger Daily. Fun Fact: so sehr Daily, dass die Sommerräder erst kurz vor unserem Fototermin auf das Auto gekommen sind. Speaking of which…

Es handelt sich hierbei um Lenso BSX in 7×15 ET40 mit 195/45er Nexen Reifen darauf… Und jetzt geht sie los, die Fake Wheels Debatte. Ich vermittle gern den Kontakt, wenn jemand noch ein paar period korrekte OG JDM Rims rumliegen hat und die auch noch in mehrfacher Ausführung, falls im Alltagsbetrieb doch mal etwas schiefgehen sollte. Aber bis dahin sehen die Felgen ziemlich gut aus, denke ich.

Pilotiert wird das ganze mit einem, nein kein Nardi, Grant Holzvolant. Die Redbulldosen hielt ich, von Außen ins Fahrzeug schauend, zunächst für eine günstige Selfmadelösung um Zusatzinstrumente in Richtung des Fahrers zeigen zu lassen. Tatsächlich dienen sie aber nur dem Zweck, Löcher für alte billig Instrumente, die der Vorbesitzer installierte, zu verdecken. Es ist davon auszugehen, dass wenn jemals ein N13 Armaturenbrett in gutem Zustand im Äther auftaucht, Christian zuschlagen wird, um auch dieses Manko auszubessern.

Für sachdienliche Hinweise wenden Sie sich bitte an Used4.net

Der/die/das „useable“ Stance wird durch ein BC Racing Gewindefahrwerk realisiert, welches ursprünglich für den Nissan Sunny N14 gedacht war, aber auch beim Vorgänger plug and play passt.
Daher vielleicht das Kennzeichen?
Nein. Tatsächlich ist das eine Sache, die Christian in unserem Gespräch zerknirscht wirken ließ. Irgendjemand in Teltow Fläming trägt das N13-Wappen auf dem Nummernschild.
Und die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Sunnyliebhaber handelt, ist recht gering einzuschätzen, da sich die gesamte Internet affine N13-Community in einer, aus wenigen Personen bestehenden, WhatsApp Gruppe tummelt.

Es ist nicht so oft, dass ich auf Menschen treffe, mit denen ich mich von der ersten Minute an so super verstehe wie mit Christian. Was durchaus im Sinne der Used4 Leser ist, denn der gute Mann Besitz ja nicht nur einen Daily Driver… Zu einem weiteren 1 Owner, low mileage Sunny, der seit kurzem zu seiner Flotte gehört, gesellen sich auch ein MX-5 NB Turbo und ein Nissan/Datsun 280ZX. Auf den NB konnte ich schon ausführlich Blicke werfen und da kann wohl durchaus noch ein ausführlicherer Besichtigungstermin meinerseits folgen, so Christian auch dazu Lust hat 😉 Und auch bei seinen anderen Autos habe ich das Gefühl: Es wird ordentlich.

Wer so lang nicht warten kann, darf Christians Instagram-Profil gerne einen Besuch abstatten.

 

Max Weiland – USED4.net