RØMØ: EINE ANDERE ZEIT, DIE GLEICHE LIEBE Ein Besuch beim Rømø Motor Festival – und was es mit meinem Blick auf unsere Szene macht Text & Fotos: Phigraphie Die Luft ist salzhaltig. Der Wind bläst einem den Sand so penetrant ins Gesicht, dass man irgendwann aufhört, ihn wegzuwischen. Die Augen tränen, nicht nur vom Gegenlicht des flachen Nordseehorizonts, sondern auch vom Sound, der irgendwo zwischen bassigen Wummern und metallischen Zwitschern liegt. Alte V8, flache Reihenmotoren, Harley-Fehlzündungen. Pure Liebe ❤️ Es ist laut – und doch so friedlich. Wie ein Sturm, den man schon lange gebraucht hat, um wieder klare Gedanken fassen zu können. Der Ort Ich bin in Rømø, Dänemark. Genauer gesagt: auf einem kilometerbreiten Autostrand, der für ein Wochenende im Jahr zur Bühne wird. Nicht für Influencer. Nicht für Show-n-Shine-Wettbewerbe. Nicht für Trophäen. Sondern für alte Maschinen – und für Menschen, die sich erinnern wollen, wie es war, analog unterwegs zu sein. Daran, wie es einmal war. Und wie es immer noch sein könnte. Das Rømø Motor Festival Das Rømø Motor Festival ist kein neues Event. Und doch fühlt es sich an wie ein altes Versprechen, das man irgendwann gegeben und fast vergessen hat. Seinen Ursprung hat das Ganze viel früher, als man vermuten würde:Bereits 1916 fanden hier auf Rømø erste Strandrennen statt. Damals, als das Automobil noch jung war und der Strand als natürliche Rennbahn diente. Frei von Grenzen, Regeln und Asphalt.Piloten aus Dänemark und Deutschland kamen, um ihre Fahrzeuge über das Wattenmeer zu treiben. Ohne Sponsoren. Ohne Lautsprecher. Nur Wind, Sand und pure Power. Was heute als Rømø Motor Festival wiederbelebt wurde, ist also mehr als eine Hommage.Es ist eine Fortsetzung im Geist von Bonneville, wo Geschwindigkeit zur Religion wurde.Und im Takt des Race of Gentlemen an der amerikanischen Ostküste,wo man sich gegen den Lärm der Gegenwart entscheidetund für den Lärm alter Motoren im Morgengrauen. Nur dass hier keine Kulisse gebaut wird.Hier ist alles so.Seit über hundert Jahren. Hier, an der dänischen Nordsee, ist alles ein bisschen anders. Vielleicht, weil es karger ist. Vielleicht, weil es dadurch ehrlicher wirkt. Vielleicht, weil man sich fühlt wie auf einem fremden Planeten: Einem aus Stahl, Salz – und Sehnsucht. Ein bisschen Mad Max. Ein bisschen Dune. Aber vor allem: pure skandinavische Entschleunigung. Die Fahrzeuge? Keine Trailer-Queens. Sie tragen Rost. Patina. Kratzer. Geschichten. Charakter. Sie riechen nach Öl, Leder und vergangenen Zeiten. Manche sehen aus, als hätte man sie aus einem Muschelfriedhof gezogen. Andere wirken wie aus einem Bonneville-Zeitstrahl gefallen. Das hier ist Burning Man – für Autoenthusiasten. Okay die Musik ist eine andere. Keine elektronischen Beats, kein digitales Flimmern.Sondern der dumpfe Puls von V8-Motoren, das raue kreischen mechanischer Reihensechser, das metallische Einatmen durch offene Vergaser und Fehlzündungen in den Abgas- aber auch Ansaugtrakt.Kein Sounddesign, sondern in Klang gewordene pure Ehrlichkeit. Es ist diese ungeschönte Geräuschkulisse, die in Rømø zur Soundtrack-Spur wird.Sie vermischt sich mit dem Wind, dem Sand, dem rauschen des Meeres und plötzlich wirkt alles vollkommen im Einklang.Wie ein Festival, das nie mit einem Künstler Line-up geplant wurde. Es einfach passiert, weil Menschen zusammenkommen, die dasselbe fühlen. Und wer bist du? Ich bin ein absoluter Niemand hier. Ich bin kein Aussteller. Kein „GTR-Dude“. Kein Creator. Ich bin einfach da – nicht weil ich muss, sondern weil ich will. Und genau das fühlt sich richtig an. Denn plötzlich sieht man alles ein bisschen klarer. Es ist pure Entschleunigung. Etwas, das wir alle auch mal wieder gebrauchen könnten. Ohne diesen Social-Media-Filter, ohne „Du gehörst dazu“, ganz ohne Likes. Verrückt, oder? Entschleunigung und Speed schließen sich nicht aus. Gleich und gleich und doch ganz anders Ich treffe Ilja Heinrich, einen deutschen HotRod-Builder mit einem Dodge 440cui, der klingt, als hätte ihn der Teufel persönlich abgestimmt. Und gestaltet. Das Gespräch endet mit einem Gedanken, den ich nicht mehr loswerde: Es ist Zeit, sich zusammenzusetzen. Szeneübergreifend. Nicht, um Unterschiede zu diskutieren – sondern um unsere Liebe zu feiern. Die gleiche Sprache, in...
O(range) C(arbon) Corvette
gepostet von Philipp Berndt
Auch wenn euch jetzt und hier ein „Amerikaner“ etwas befremdlich erscheinen mag, so finden wir, dass genau dieser Muscle von Nico Markenstein einen Auftritt bei uns verdient hat. Besucher des ÜBERfestes erinnern sich sicherlich noch an jenes orangene Monster, welches auf den werksinternen Namen Corvette C5 hört. Wer jetzt sagt: “ Moment, hatte die C5 nicht Klappscheinwerfer?!“, der liegt gar nicht mal so verkehrt. Nico Markenstein baute dieses V8-Ungetüm komplett neu auf. Stark deformiert durch einen Unfall, richtete er das Fahrzeug von Grund auf neu auf. Allgemein bekannt zählen US-Fahrzeuge nicht unbedingt zu den Fahrzeugen mit der besten Verarbeitung. Viel Plastik, grobschlächtige Spaltmaße und noch andere schwerwiegende Qualitätsmängel zählen fast schon als Erkennungsmerkmal. Nicht aber bei diesem „Dickschiff“! Nico steckte viel Geld und Mühe in dieses Projekt und konnte seine Erfahrung, die er im Laufe der Jahre durch Porsche 356 Restaurationen erlernte, einbringen. Perfektionistisch erarbeitete er ein Konzept und richtete jedes einzelne Teil aufs penibelste aus. Nicht umsonst zählt Nico zu einem der besten Porsche 356 Restauratoren in Deutschland. Deutschlandweit sind seine Arbeiten gefragt und strotzen nur so vor Perfektion. Spaltmaße wie mit dem Laser geschnitten und abschließende Karosserieformen, von Hand in das Blech getrieben, finden sich nun auch an der Corvette wieder. Untypisch für ein US Fahrzeug und atemberaubend schön. Eine Muse des Automobils! Kaum vorstellbar, dass Nico eigentlich zur JDM-Gilde gehört. So steht in seinem Fuhrpark nicht nur jene Corvette, sondern auch ein CRX EE8 VTEC mit einer atemberaubenden originalen Schönheit oder ein weiterer EF Sedan. Ein Mann, der wie vielleicht kein anderer den Begriff „automobiler Respekt“ kennt. Beruflich Porsche-Schrauber, genetisch veranlagter JDM´ler und motorsportlich getriebener US-Sunnyboy. Die Corvette mit BJ 2000 und einer Laufleistung von lediglich 70.500km war einfach zu schade, um sie nach ihrem Unfall sterben zu lassen. Beachtenswert ist, dass sie mit ihrer 6-Gang Schaltbox und den 402 Sauger PS, aus 5.8 Litern Hubraum, auf einen Durchschnittsverbrauch von 7,8 Liter kommen kann. 6. Gang und Standgas reichen für gemütliche 130 auf der Bahn. Was wünscht das Herz sich mehr? Nach den erfolgten Karosseriearbeiten und dem Anbringen der Streetmachines-Kotflügel hinten (pro Seite 30mm breiter) sowie den 60mm Spurplatten auf der Hinterachse, erstrahlte die von Werk aus schon als breitbackig bekannte „Vette“ im passenden Porsche Blutorange noch weitaus breiter in neuem Glanz. Passende Z06 Schuhe in Schwarz mit den Maßen 255/40 R17 und hi. 295/35 R18 rundeten das Bild ab und verleihen der C5 einen passenden Auftritt. Nico beließ es jedoch nicht bei dieser Serienoptik und verasste ihr, im US Segment eher untypisch, einen Hauch von JDM-Look in Form von Carbon Scheinwerfereinsätzen, die die Klappscheinwerfer ersetzten, sowie original Z06 Lufteinlässe vorne und in den Schwellern. Die Carbon-Frontlippe kniet sich an der serienmäßig schon nicht sonderlich hohen Frontschürze so tief in den Boden, dass Mineralologen ihre reinste Freude hätten. Zusammen mit dieser Lackierung könnte man glatt meinen, es wäre das passende Goldschürfer Fahrzeug aus dem Wilden, Wilden Westen. Genügend Zugpferde hat dieses Monster allemal. Klarglasblinker sowie die Hinteren vier Rückleuchten mit weißen Blinkern runden das Gesamtbild formvollendend ab. Angetrieben wird die C5 von einem komplett neu entwickelten V8-Aluminium-Motor mit immer noch 5,7 Litern Hubraum. Der neue Motor mit der Bezeichnung LS1 war der stärkste Chevrolet-Small-Block, der bis dahin je in Serie gebaut wurde: Er leistete 257 kW Serie (350 PS) bei 5400/min und lieferte bei 4200/min ein Drehmoment von 483 Newtonmetern. Ab dem Modelljahr 2001 wurde die Leistung des LS1-Motors dezent gesteigert, da verschiedene Motorenbauteile der Z06 verwendet wurden. Er leistete nun 261 kW (355 PS) bei 5200/min und 508 Nm bei 4000/min. Die Automatik-Version hatte ein etwas geringeres Drehmoment von 489 Nm bei 4000/min. Das so genannte LS1-Aggregat ist in Vollaluminium-Bauweise ausgeführt. Erstmals bestehen nicht nur die Zylinderköpfe, sondern auch der Motorblock aus Aluminium; der Ansaugtrakt mit seinen exakt gleich lang gehaltenen Kanälen wird aus Kunststoff gefertigt, die vom elektronischen Motormanagement gesteuerte Zündung besitzt nun Einzelzündspulen für jeden...