SPS-Motorsport – Built to drive

Das neue Jahr startete für USED4 gleich mit einer geballten Ladung Roadster und Rennsport:

Wir besuchten am 2. Januar den bekannten Madza-Tuner SPS-Motorsport in Altendiez an der Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen.

Chef und Namensgeber Jan Spies (Spies Performance Series) hat hier eine mittelständische Firma aufgebaut, die in erster Linie eine Aufgabe hat: MX5 schneller und schöner zu machen.

Als Spross einer Familie, die im benachbarten Diez seit Jahrzehnten ein Mazda- und  Suzuki-Autohaus betreibt, lag es für ihn nahe, sich auch in diese Richtung zu entwickeln.

Seine ersten Schritte im Bereich Tuning machte er im elterlichen Betrieb, dann folgten aber einige auswärtige Stationen…

Nach der Kfz-Mechatronikerausbildung bei einem Betrieb in Wiesbaden, bekam er ein Suzuki-Stipendium für ein BWL-Studium, das er als Diplom-Kaufmann abschloss.

Während dieser ganzen Zeit fuhr er bereits Bergrennen in einem Mazda 323 GTR und handelte zusätzlich mit Teilen, um dieses Hobby auch auf solide finanzielle Füße zu stellen.

An den Kaufmann hängte Jan dann noch einen Kfz-Meister in Dresden dran, wo ihn dann aber vorerst die Lust auf die Rennfahrerei im Speziellen, aber auch das Thema Autotuning im Allgemeinen verließ.

Stattdessen schwenkte er auf zwei Räder um und begann, Motorräder zu fahren und zu modifizieren.

Der Wiedereinstieg in die Autowelt geschah schließlich über den Teilehandel, der nach und nach immer größere und professionellere Ausmaße annahm und mitunter gar in eine offizielle Teileversorgung von Flyin‘ Miata-Parts für Mazda Deutschland mündete.

So entstand dann auch schließlich SPS. Als Standort war schnell das, ursprünglich für die Oldtimer-Sammlung seines Vaters, errichtete Gebäude im benachbarten Altendiez gefunden.

Wie man auf den Bildern gut erkennen kann, platzt diese Location aber bereits aus allen Nähten und so steht eine Erweiterung ganz groß auf der To-Do-Liste für die nächste Zeit.

Jan definiert seine Firma so: SPS ist ein spezialisierter Allrounder.

Das heißt, sie machen wirklich alles an und in einem Auto, sofern es sich dabei um einen MX5 handelt.

Egal ob Felgen, Fahrwerke, Motoren, Auspuffanlagen, Turboumbauten, Käfige, Steuergeräte und Mapping, aber auch Lackierungen und Folierungen (zusammen mit Partnerbetrieben): Bei SPS bekommt man mit seinem MX5 auf Wunsch die Komplettversorgung.

Diese Spezialisierung ist beabsichtigt und quasi Jans Mantra: Hohe Wiederholungsraten und extreme Detailtiefe gelingen nur, wenn man sich auf ein bestimmtes Modell konzentriert.

Auch die Mitarbeiter bei SPS besitzen privat fast alle ein MX5-Projektauto, das sie umbauen und fahren. Das Ziel ist es, dem Kunden ein Auto zu übergeben, das von den Mechanikern mit so viel Leidenschaft und Herzblut getunt wurde, als wäre es ihr eigenes.

SPS lehnt daher Modelle anderer Fabrikate freundlich aber bestimmt ab und empfiehlt den Besitzern stattdessen befreundete Tuner.

Aber keine Regel ohne Ausnahme: In der Halle und auf dem Hof finden sich noch einige andere, sehr interessante Modelle.

Wie zum Beispiel dieser RX7 FC Turbo in einem sagenhaft guten Zustand.

Oder auch diese beiden Mazda B200 in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung.

Der weiße Pickup ist ein echter REPU (Rotary Pickup), also einer von nur ca. 15.000 für die USA und Kanada gebauten B-Pickups mit Wankelmotor. Also Brap Brap mit Platz auf der Ladefläche.

Der Rote ist ein neuerer B2200 und aktuell noch im Aufbau.

Wohlige Erinnerungen an Tamiya-Modelle aus meiner Jugend schwappen in mir hoch…

Weitere Wankelmodelle wie dieser RX7 FB in Rennausführung, mit dem Jans Eltern an Oldtimerrallyes teilnehmen und RX7, ebenfalls ein FB, der gerade zum Rennwagen umgebaut wird:

Das vermutlich größte Highlight in den SPS-Hallen stammt aber ausnahmsweise nicht aus Fuchū oder Hiroshima.

Dieser Ferrari F40 GTE wird von der extra gegründeten Abteilung SPS-Classic für den Renneinsatz gewartet und im Falle eines (Un)falles auch wieder repariert.

Wie viele Kinderzimmerwände dieses Modell in den 80er und 90er Jahren schmückte, ist kaum vorstellbar und auch heute hat die Faszination F40 nichts an ihrer Kraft verloren: V8-Twinturbo, Kohlefaser und das Vermächtnis von Enzo Ferrari persönlich, der den F40 als sein letztes Auto mitentwickelt hatte. Bellissima macchina!

Der Besitzer ist ein Freund des Hauses und er vertraut SPS aufgrund der über die Jahre aufgebauten Motorsport-Expertise seinen Rennwagen an. Gibt es einen größeren Vertrauensbeweis?

Laut Nico Hahn, ebenso kompetenter wie freundlicher Mitarbeiter bei SPS und zu Beginn unseres Besuchs unser Ansprechpartner, ist am F40 der Großteil der Technik nicht mehr Serie, sondern reine Renntechnologie, was die Wartung und Pflege zwar nicht weniger aufwändig, aber dafür modularer und einfacher macht: Bremse defekt? Motorsportkatalog aufgeschlagen und das (selbstverständlich dennnoch sündhaft teure) Ersatzteil bestellt, das am kommenden Tag geliefert wird. Simple as that.

Die in den vergangenen Jahren stets größer gewordenen Rennaktivitäten von SPS-Rennwerk wurden 2018 stark eingedampft.

Vom ehemaligen Kundensport mit bis zu 10 betreuten MX5 im Verleih für zahlungswillige Privatrennfahrer und entsprechendem Einsatz an Manpower, ist „nur“ der reine Privateinsatz der SPS-eigenen MX5-Renner beim Time Attack übrig geblieben.

Der SPS-Renntruck, imposanter Blickfang auf Veranstaltungen wie dem Reisbrennen, ist aber selbstverständlich auch weiterhin im Einsatz.

Der Grund für dieses Gesundschrumpfen ist die stärkere Fokussierung auf das Kerngeschäft von SPS:

Das Modifizieren von Straßenfahrzeugen und der Handel mit Teilen für selbige.

Der Ende 2018  online gegangene SPS-Webshop ist der nächste Schritt in diesem Expansionkonzept.

Bisher war der Teilehandel nur per Mail, Telefon und dem persönlichen Besuch im Headquarter möglich.

Das ändert sich mit dem Webshop deutlich. Online-Bestellung, Kaufabwicklung und Versand, alles aus einer Hand.

Das Teilelager, das sich bisher noch im 1. Stock des Hauptgebäudes befindet, wird aufgrund des erwarteten Wachstums ebenfalls größer werden.

Aktuell haben hier neben dem Lager auch das Besucherwartezentrum (mit tollem Blick in die Werkstatt) und die eindrucksvolle Trophäengalerie ihren Platz gefunden.

SPS baut seine Motoren größtenteils selbst. Ob Mazda, Alfa Romeo oder auch mal ein Porsche Boxermotor, die Kompetenz ist vorhanden.

Ein Turboswap samt Mapping für einen MX5 ist hier Alltag, Felgen und Fahrwerke sind absolute Routine.

Da auch die Qualität stimmt, sind die Auftragsbücher für lange Zeit im Voraus gut gefüllt, größere Projekte haben einen Vorlauf von mindestens sechs Monaten.

Dementsprechend busy war die Werkstatt auch am 2. Januar. Alle Hebebühnen besetzt und reges Treiben unter den Mitarbeitern.

 

Ein Highlight ist sicher dieser anthrazitfarbene ND RF mit dem brandneuen 184PS-Sauger.

Nach einem kleinen Frontalunfall geht die Karosserie nun mächtig in die Breite: Rocket Bunny ist die Devise.

Auf der Beifahrerseite sind die Arbeiten schon weit fortgeschritten und man kann erahnen, wie breit der MX5 demnächst sein wird.

Der blaue NC ist ein Kundenauto und hat ebenfalls schon die bekannte Turbokur von SPS erhalten, die Spurweite erreicht männliche Werte mit Hilfe von Fender Flares. Stimmiges Gesamtpaket würde ich sagen.

Der Vormittag bei SPS war interessant, beeindruckend und informativ und hätten die Jungs nicht noch viel zu tun gehabt, wären wir wahrscheinlich den ganzen Tag dort geblieben und hätten Benzin gequatscht.

Sympathische Firma und wer weiß, vielleicht verirrt sich mein Daily NBFL auch mal nach Altendiez…

Bis dahin: machs gut, Keno.

 

 

Text:

Niels Kreischer – USED4.net

 

Bilder:

Yvonne Spilger – USED4.net

Niels Kreischer – USED4.net

Sebastian Löwer – SPS