Concorso d’Eleganza Villa d’Este
VILLA D’ESTE MEETS BOOST: WIE DIE JDM SCENE DEN COMER SEE AUFMISCHTE
Text: Philipp Georg Berndt
Es gibt Orte, die scheinen nicht für Leute wie uns gemacht zu sein. Orte, an denen der Geruch von altem Leder und Zigarren in der Luft hängt, wo der Marmor glänzt, das Wasser ruhig liegt und der Applaus nur flüstert. Der Concorso d’Eleganza Villa d’Este am Comer See ist genau so ein Ort. Und doch stand ich genau dort – mit meinem Mitsubishi Lancer Evolution.
Nicht irgendwo auf dem Besucherparkplatz, nicht in der Ecke, nicht am Rand der Wahrnehmung – sondern mitten im Geschehen. Prominent platziert, direkt vor der Villa Erba. Eingeladen von den Visionären des Club d’Ultrace und HFMSTRS, um gemeinsam mit BMW M Power ein neues Kapitel im Buch der Eleganz aufzuschlagen.

DER ORT, AN DEM TRÄUME FLANIEREN
Die Concorso d’Eleganza Villa d’Este ist mehr als ein Oldtimertreffen – sie ist ein Mythos. Seit 1929 werden an diesem Ort nicht nur Autos ausgestellt, sondern Geschichten erzählt. Zwischen der ehrwürdigen Villa d’Este, der modernen Villa Erba und der eher intimen Villa Grumello wechseln Fahrzeuge im Laufe des Wochenendes die Szenerie – kuratiert, bewegt, gefeiert. Fahrzeuge fahren von Villa zu Villa, gleiten durch Como, um sich der Öffentlichkeit und Jury in unterschiedlichen Settings zu präsentieren – fast wie in einem Modehaus mit wechselnden Kulissen.

Wer darf teilnehmen? Die Weltelite. Sammler, Designer, CEOs, Ikonen. Ein Christian von Koenigsegg. Ein Horacio Pagani. Ein Luca Betti von Kimera Automobili. Und diesmal eben auch: ein Evo. Mein Evo.

In der Welt der automobilen Haute Couture nimmt das Concorso d’Eleganza einen ebenso legendären Platz ein wie das Goodwood Festival of Speed, die Monterey Car Week mit der Pebble Beach Concorso (Was im übrigen soviel heißt wie Wettbewerb). Doch im Unterschied zu vielen Show-&-Shine-Events, bei denen Replikas und Hommagen gern gesehene Gäste sind, heißt man hier ausschließlich die Originale und Automobile mit besonderen Geschichten willkommen.
Echte Ikonen. Kein Abziehbild, sondern Geschichte auf Rädern.

DER JUNGE MIT DEM LAUTEN AUTO
Der Eintrittspreis für Besucher liegt bei mindestens 500 Euro pro Tag bis hin zu 9999 Euro. Eine Grenze, die filtert. Die Atmosphäre ist still, niveauvoll, fast meditativ. Und dann war da ich. Mitten unter 25 gezielt ausgewählten Fahrzeugen, die von Club d’Ultrace und HFMSTRS eingeladen wurden, um das Event zu verjüngen, zu öffnen, neu zu denken.

Mein Evo VII, inzwischen auf IX umgebaut, trug erneut die FLGNTLT x Puma Livery – weltweit einzigartig. Das einzige Straßenauto der Welt mit offizieller Puma-Beklebung. Eine Hommage an eine Zeit, in der Style, Haltung und Popkultur miteinander verschmolzen. Entsprungen der Super Taikyu Serie.
Doch das war nur die Oberfläche. Seit dem letzten Bericht von meinem Auto, hat sich vieles getan.
Unter dem Lack: HKS Hipermax Performer Fahrwerk, maßgefräste Radnaben für meine NISMO LMGT4-Felgen in Heritage-Weiß. Carbon Ralliart-Spiegel, ein kompletter Evo IX Umbau, inkl. der kompletten Werksverspoilerung, Canards, Goldene Air-Inlets in der Haube, MR Vortex Generator, Coolerworx Shifter. Alles mit Hingabe, alles mit Gefühl. Mehr Craftsmanship als Customizing. Meine Art des Restomods.

ZWEIFEL, DIE ZU STERNSTUNDEN WERDEN
Als die Einladung kam, war mein erster Gedanke: „Das kann nicht ernst gemeint sein.“ Zwischen Respekt, Überforderung und dem logistischen Albtraum, den LKW samt Evo von Hainichen nach Mailand zu bewegen. Und doch: Wenn ich zusage, dann mit 100%. Kein halber Auftritt. Kein Vielleicht. Fragen Sie Niels. Er hat mich schon so oft zum S-Fest eingeladen. Ich habe immer wieder unter Tränen absagen müssen, weil ich nicht zu 100% zusagen konnte. Klar könnte ich es mir einfach machen und sagen „Ich komme“, aber das ist eine Sache des Respekts. Wenn ich zusage, dann zu 100%.

Und dann steht man da. Neben einem IMSA E36 GT von BMW mit JUDD Motor. Vor der Villa. Auf Schotter. In einem Kontrast, der schöner kaum sein könnte. Die Jungs von Ultrace wollten eigentlich meinen weißen GTR sehen, aber der Evo war lauter, wilder, echter. Ein Fremdkörper? Vielleicht. Aber einer mit Haltung.

COCKTAILS, CLUBMUSIK & CONVERSATIONS
Freitagabend an der Villa Erba. Der Duft von frisch gebratenem Smashburger liegt in der Luft, während DJanes und DJs aus Polen die Atmosphäre zwischen Lounge, Deep House und Electro schweben lassen. Kein aggressives Wummern, sondern rhythmischer Puls, als würde der Comer See selbst im Takt mitwippen. Die Bühne ist stilvoll, nichts drängt sich auf, alles wirkt kuratiert. Es ist nicht laut, es ist lebendig.

Auf der Rückseite der Villa beginnt das Club d’Ultrace Event mit einer eleganten Autoausstellung. Mit Musik, Kunst und Autos. In der Dämmerung ziehen die Bunten Scheinwerfer über Karosserien, als wären sie Gemälde. Dann ein Countdown. Menschen strömen zur Seeseite der Villa – die große Enthüllung: BMW feiert die Weltpremiere des neuen M2 CS. Im Zentrum der Aufmerksamkeit: 250 geladene Gäste. Darunter niemand Geringeres als BMW M Power CEO Franciscus van Meel, Designchef Oliver Heilmer, Produktmanager Andreas Ederer, sowie Mediengesichter wie Meltem Tasan oder Daniel Peter.

Und ich? Mittendrin. Kein Filter, kein Zoom. Gespräche statt Selfies. Ich habe glaublich noch nie so wenig fotografiert, wie auf diesem Event. Keine Zeit dafür. Es waren vielmehr die Begegnungen auf Augenhöhe. Die Themen reichen von Aerodynamik bis Ästhetik, vom Motorsport bis zur Frage, was Individualität heute bedeutet. Zwischen Drinks : Champagner on Mint, Passion Fruit on Vodka, Green Tea on Gin, Celery on Whisky und vibrierenden Basslines entsteht ein Raum, in dem sich Ideen begegnen dürfen.

Es war das Gegenteil jener Tuning-Treffen, bei denen man sich übertrumpft. Hier war Raum für Anerkennung. Für echte Gespräche. Für einen kulturellen Austausch, der nicht vor Marken haltmacht. Ich habe diesen Abend genossen, mehr, als ich es selbst erwartet hätte.


WIR MIT DEM NAGEL IM KOPF
Was mich berührt hat? Dass ich dazugehören durfte. Nicht nur als Randnotiz, sondern mittendrin. Dass ich Teil einer Kultur wurde, die sich nicht über Oberflächlichkeit oder Lautstärke definiert, sondern über das, was zwischen den Zeilen mitschwingt. Dass sich Menschen begegnen, ohne Maske, ohne Marketing. Mit Respekt.

Dass man Hilfe beim Entladen anbietet, nicht um sich hervorzutun, sondern weil man weiß, wie unangenehm und stressig diese ersten Handgriffe sein können, besonders wenn man mit einem Auto unterwegs ist, das in Millimetern und Vertrauen verladen wurde. Dass sich im Vorhof eines Mailänder Hotels Freundschaften knüpfen, nur weil man denselben Respekt vor Maschinen und Momenten teilt. Dass die Fahrt durch Como, vorbei an Fans, Carspottern und Passanten nicht zur Bühne wird, sondern zur Prozession. Würdevoll, stilvoll, fast poetisch.

Es sind diese kleinen Dinge. Ein kurzes Nicken. Laderampen, die man sich wortlos verleiht. Ein gemeinsamer Blick auf ein Detail. Gespräche, die nicht bei der Felgenbreite enden, sondern bei Fragen nach Sinn, Stil und Substanz weitergehen. Irgendwie, sind wir erwachsen geworden.

Menschen wie Kyza oder Schäfchen. Matt, Vince, Rapha von den LOWNATICS. Patrick & Patrick oder Bremi von FLGNTLT – alte Bekannte und neue Weggefährten. Man tauschte sich aus über Kunst, Kultur, Technik. Über Designphilosophien, Restomod-Konzepte, über Millionenschätze wie einen F40 LM, Pagani Huayra oder einen NSX-R NA2, der inzwischen auch für über 1,2 Millionen versteigert wurde.

Und man hatte die Gelegenheit, sich mit Charakteren wie Kyza oder Aloisa Ruf – Tochter von Alois Ruf – in Seelenruhe über Restomods zu unterhalten. Über eine Marke, von der man früher nur träumen konnte. Ein Name, bei dem allein das Wort „Yellowbird“ genügt, um bei jedem echten Automobilenthusiasten ein ehrfürchtiges Leuchten in die Augen zu zaubern.

Dieser Ort war mehr als eine Bühne. Er war ein Raum für echte Verbindung. Für Haltung. Für Gemeinschaft. Und für das stille Wissen: Wir alle tragen denselben Nagel im Kopf und das ist gut so.

EINE EVOLUTION DER ELEGANZ
Was früher undenkbar war, ist heute Realität: Dass JDM-Ikonen wie der Evo, der RX-7, die Supra oder ein Nissan Skyline GTR nicht mehr belächelt, sondern bewundert werden. Dass wir, die lauten Kids von gestern, plötzlich Teil der Kultur sind, die früher nur Flügeltürer und italienische Legenden verehrte.

Der Begriff „Eleganz“ hat sich weiterentwickelt. Er ist nicht mehr an Marmor und Manufaktur gebunden. Eleganz ist heute auch Haltung, Geschichte, Substanz. Es ist ein Gespräch auf Augenhöhe.
Zwischen Pagani und Ralliart. Zwischen Zylinder und Zeitgeist.

EIN MOMENT FÜR IMMER
Dieser Event war mehr als eine Einladung. Es war ein Ritterschlag. Wenn Italiener in Italien einem
„Meglio di una Ferrari!“ (besser als ein Ferrari) zurufen
Ein Beweis, dass wir – Die Schrauber, die Tuner, die Visionäre – längst Künstler sind.
Und dass die Kunstform Auto mehr ist als PS. Sie ist Emotion, Identität, Seele. Unsere Kultur ist kein Mainstream geworden, sie ist erwachsen geworden. Modifing und Customing ist zu einer Kunstform geworden, die absolut salonfähig auftritt. Es wurde auch Zeit.

Ich war da. Und ich werde wiederkommen.
BMW, Concorso d Eleganza, JDM, Klassiker, philipp berndt