PS in Dortmund – JP Performance und PACE

„Dortmund entwickelt sich langsam aber sicher zum Mekka für Freunde der automobilen Kultur.“

Das ist mal eine Überschrift, oder?

Im Trend der heutigen Zeit würde die Headline aber wohl eher lauten:

„PS-Verrückte tummeln sich massenhaft in Dortmund. Tuner, Poser und andere Spinner machen die Stadt mit ihrem Verhalten immer unsicherer!“

Der aktuelle Zeitgeist ist schlicht gegen die Idee, das Auto nicht nur als reinen Nutzgegenstand zu sehen, sondern als Ausdruck der eigenen Individualität.

Deshalb werden umgebaute Autos teilweise aus Prinzip stillgelegt und selbst wenn es am Ende einen Freispruch gibt, den Ärger und Aufwand hat man so oder so.

So manche(r) hat im Anschluss möglicherweise auch keine Lust mehr, ihr oder sein Auto-Hobby fortzusetzen.

Man kann nur spekulieren, ob das vielleicht das eigentliche Ziel ist und nicht nur die Sicherheit des Straßenverkehrs.

In all diesem Trubel, den großen Schlagzeilen, wie dem Verbot von Neuzulassungen mit Emissionen ab dem Jahr 2035 (also Verbrennungsmotoren, sofern sie keine E-Fuels tanken), ausgerechnet in einer Großstadt wie Dortmund eine Art Vergnügungspark für Tuninginfizierte aus dem Boden zu stampfen, wie ist das überhaupt vorstellbar?

Jean-Pierre Kraemer und seine Firma JP Performance wissen es.

Wir stehen nur daneben und staunen: So ein Projekt, weltweit wahrscheinlich einzigartig, mit den aktuellen Rahmenbedingungen auf die Füße zu stellen?

Eigentlich undenkbar.

Denn Automessen schrumpfen weltweit oder werden ganz abgesagt, die Tuningbranche wird mit immer strikteren Regeln und Vorschriften eingedämmt.

Währenddessen locken JP Performance, aber auch die Halle 77 von Marco Degenhardt, die vom Pace Museum übrigens nur 800m entfernt ist, die zahlenden Massen nach Dortmund.

Und hier bekommt man wirklich einiges geboten. Aber der Reihe nach:

USED4-Editor Andy Kmoch hat bereits vor einem Jahr einen informativen Bericht über den Besuch bei JP Performance verfasst.

Daran möchte ich nun anknüpfen und weitere Infos liefern, außerdem haben wir uns auch das PACE-Museum endlich von innen ansehen können, das damals noch gar nicht geöffnet hatte.

Unser Besuch im Dortmunder Phantasialand für PS-Verrückte begann bei der JP Performance GmbH, bekanntlich in der Klönnestraße 94 zu Hause.

Die Schlange der Hungrigen und Durstigen reichte zu diesem Zeitpunkt nur bis zum Ende des Raums, eine Stunde später ging sie bereits durch die Eingangstür.

Aber das Anstehen lohnt sich, die Big Boost-Burger sind richtig lecker und die Getränke erstaunlich günstig. (0,5L Cola Zero für 2,30€)

Als der Magen dann erfolgreich betankt war, schlenderten wir durchs Gebäude und trafen viele alt- und teilweise weltbekannte Autos…

Aber auch die Inneneinrichtung hat einige Highlights zu bieten: vom JP Clothing Store, über den hängenden Golf 2, bis zum Prüfstandsraum, auf dem schon so einige Flammen mit 102er Ultimate gezündet wurden.

Weiter gings im Anschluss über die Straße auf die gegenüberliegende Seite, wo die Werkstatt und andere Teile der Firma ihren Sitz haben.

Im Schaufenster der RX 7 FD3S – mit seinen bronzefarbenen Work Meister und der amtlichen Tiefe – für mich persönlich eins der schönsten Autos im Fuhrpark.

Dabei begegneten wir JP bereits zum zweiten Mal an diesem Tag.

Er grüßte kurz und war schon wieder im Gebäude verschwunden, ein Firmenbesitzer, den die Arbeit auch am Wochenende nicht loslässt.

Und die Früchte dieser Arbeit konnten wir auch bei der nächsten Station bestaunen: dem PACE-Museum auf dem Westfalendamm 106-108.

Wie der Name schon andeutet, ist der Damm eine breite Straße auf einer Erhebung. Dadurch kommt der dreistöckige Industriebau mit der Glasfassade noch mehr zur Geltung. Aber die inneren Werte sind bekanntlich das, was am Ende zählt.

Und da gibt es im PACE sehr vieles mit Wert zu sehen: ob materiell, ideell oder kulinarisch.

Der Reihe nach:

Das Erdgeschoss beherbergt das gemütlich eingerichtete „carffee“ mit den schon legendären, blutzuckereskalierenden Zimtschnecken und top Kaffee.

Dazu gibt es einen weiteren Klamottenstore.

Im Keller erwartet die Besucher ein abwechslungsreiches Programm an besonderen Gast-Autos. Für einen gewissen Zeitraum von den jeweiligen Besitzern zur Verfügung gestellt, stehen die Gölfe, Porsche, Ferraris, Fiats, Lancias, Subarus, BMWs und Benzers zum Betrachten bereit.

Eine tolle Geste von JP, seinen Fans eine Bühne für ihr eigenes Schmuckstück zu bieten, in die gleiche Richtung geht auch sein Videoformat „Lass‘ mal fahren.“

Im 1. Stock dann die Schwarze Ebene, eine optisch eindrucksvolle Szenerie mit automobilen Hochkarätern auf jedem einzelnen Podest.

Das Tablet, das man gegen Aufpreis beim Ticketkauf dazubuchen kann, ist quasi ein Muss. JP selbst erzählt bei jedem Auto etwas über dessen Besonderheit, Geschichte und Technik. Wirklich faszinierend und ganz anders, als ein normaler Museumsbesuch, bei dem sich die Massen mehr oder weniger um die Infotafel unter dem Ausstellungsstück tummeln.

Der zweite Stock ist dann der Car Heaven oder auch „Wagenhalla“.

Mit 959, M3, IMSA GTO Audi, Opel Manta, Jägermeister 02, besonderen Käfern und Minis. Einfach himmlisch.

Aber Dortmund hat nicht nur PS zu bieten, auch das eine oder andere kulturelle Highlight gibt es hier zu sehen.

Der Besuch im Westfalenpark mit dem Florianturm und dem japanischen Garten lohnt sich auf jeden Fall.

Ab morgen (02. Dezember) startet bekanntlich die Essen Motor Show ’23.

Wenn ihr also in Essen seid und sogar über Nacht bleibt, ist der Kurztrip nach Dortmund, zu JP, Marco und den vielen anderen automobilen und sonstigen Points of Interest, absolut empfehlenswert.

Je mehr Besucher, desto besser. Damit Dortmund auch zukünftig ein Mekka der automobilen Kultur bleibt.

 

Bilder und Text:

Niels Kreischer – USED4.net

Weitere Bilder:

Yvonne Spilger – USED4.net

Jan Naschinski