AE86 Teil 1 „Ein unerwartetes Treffen“

Der Himmel ist grau, richtig warm ist es noch nicht und auf den Straßen liegt eine Mischung aus Rollsplit und Streusalz. Ich sitze auf dem Beifahrersitz eines etwas in die Jahre gekommenen Toyota Landcruiser und fahre zusammen mit Torsten durch das verwinkelte Hinterland einer der ältesten Städte unseres Landes – Trier.

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Torsten kenne ich als Mechaniker mit Leib und Seele. „Schreiner wollte ich früher mal werden, aber nach meinem Praktikum als Kfz-Mechaniker bei Toyota wusste ich, das will ich lernen und nichts anderes„. Enthusiasmus, den viele in ihrem beruflichen Alltag so nur selten erleben werden. Häuser, Höfe und Ortschaften ziehen an uns vorbei, verschwinden so schnell im Rückspiegel wie sie hinter der nächsten Windung wieder auftauchen. Nach einigen Kilometern und unzähligen Abzweigungen nähern wir uns einem Gewerbegebiet – große leere Höfe, heruntergelassene Rolltore, unzählige Euro-Paletten, alte Gabelstapler und noch mehr Rollsplit. Ein unwirklicher Nachmittag mitten im Nirgendwo.

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Wir sind da„, der Landcruiser kommt vor einer unscheinbaren Halle zum Stehen und wir steigen aus. Auf den ersten Blick wirkt dieser Ort nicht wie der eines Autoenthusiasten oder gar eines Toyota-Liebhabers. Der oben zu sehende Toyota RAV4 hat die besten Jahre auch hinter sich. „Ausgedient“ sagte Torsten knapp und fing an in seiner Tasche nach dem Schlüssel zu kramen.

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Ein Vorhängeschloss, ein paar Ketten und ein normales Türschloss ließen mich zu diesem Zeitpunkt vermuten, dass es hier doch irgendwas zu sehen geben muss, was sich von dem ganzen Grau draußen abhebt. Irgendwas, dass sich lohnt so verschlossen und verrammelt zu sein. Von außen lässt der Ort nicht vermuten, was einen im Inneren erwartet.

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Torstens Halle. In den letzten Jahren habe ich wirklich viele solcher Hallen von Freunden und Bekannten gesehen und die meisten meiner überschaubaren Schrauber-Kenntnisse habe ich fluchend auf dem Boden solcher Hallen von meinen alten Autos vermittelt bekommen. Eins haben die meisten Hallen gemeinsam – Ordnung. Keine Ordnung die wir oder andere verstehen würden, aber für den jeweiligen Besitzer ist alles an seinem Platz. Ich würde mich trauen, Geld darauf zu setzen, dass Torsten innerhalb weniger Sekunden den Querlenker einer alten Celica gefunden hätte, hätte ich ihn danach gefragt.

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Neben der Toyota Celica GT-Four im wirklich außerordentlich guten Zustand gab es hier aber noch ganz andere Schätze zu sehen. Man musste erst einige Paletten verschieben, Kisten verrücken und eine Plane wegräumen um endlich mein Lieblingsauto zum Vorschein zu bringen:

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Ein Toyota Corolla AE86! Den Landcruiser und den GT-Four findet Torsten zwar wirklich gut und mit dem Landcruiser kann er so gut wie alles transportieren, aber wenn man ihm zusieht, wie er über den Hachiroku spricht, dann merkt man schnell, woran sein Herz wirklich hängt.  Im Sommer 1983 besann sich Toyota und warf als E80 Nachfolger ein heckangetriebenes Sportcoupe, den AE86 auf den Markt. Diesen gab es in diversen Formen mit und ohne Stufenheck/ Klappscheinwerfern. Am wichtigsten allerdings, und vermutlich auch der Grund für die bis heute währende Popularität, Heckantrieb. Hätte der AE86 damals Frontantrieb verpasst bekommen, gäbe es die Coupes heute an jeder Straßenecke für wenig Geld. Keiichi Tsuchiya hätte in den 90ern vermutlich gerade so sein Pflichtprogramm auf dem Wagen abgespult, BEST MOTORING hätte dem leichten Japaner 4 Minuten Sendezeit verschafft und Driften wäre heute so spannend wie die Formel 1.

Zum Glück kam damals alles ganz anders und der Wagen fährt sich auch heute noch tief in die Herzen unzähliger Autoenthusiasten rund um die Welt.

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Stefan, kommst du?„, ich stehe noch oben auf der Empore und betrachte das Ersatzteillager. „Hier liegen noch so etwa zwei AE86 in Teilen und das Chassis dort wird auch irgendwann noch aufgebaut„. Worte, die meine Fantasie anregen und meine Gedanken driften ab. Würde ich über mehr Zeit und deutlich mehr handwerkliches Geschick verfügen, dann würde ich mir auch einen AE86 aufbauen. Leider werde ich in diesem Leben kein Schrauber mehr und sicherlich nicht so erfahren im Umgang mit dem Schraubenschlüssel wie Torsten.

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Die Tür schließt sich hinter uns und wir stehen wieder vor der Tür dieser unscheinbaren Halle mitten im Nirgendwo. Auf dem Rückweg darf ich den Landcruiser fahren. Kurviges Apshaltband verschwindet unter dem großen und etwas behäbigen Geländewagen, es geht nicht schnell voran, aber das ist mir in diesem Moment ganz egal. In Gedanken bin ich in Tsukuba, N2 AE86 Championship, Redline-Racing, Saugmotoren im Drehzahllimit, Left-Foot-Breaking, „balance is everything“…

Im Sommer diesen Jahres werde ich mich nochmal mit der etwas unnatürlichen Dichte an AE86 im Gebiet rund um Trier auseinandersetzen.

Stefan Brencher – USED4.net